Musik und Sprache
MUSIK & SPRACHE
Von Klängen, Dauern und Mustern – …und ihrer Bedeutung für die Kognition
Empirische Befunde deuten darauf hin, dass der Musik- und Sprach-Verarbeitung teilweise ähnliche oder gleiche neuronale Prozesse zugrundeliegen, wobei zwischenzeitlich weniger deren Verortung (mapping) im Gehirn, sondern die zugundeliegenden Mechanismen fokussiert werden (Sammler & Elmer, 2020). Hierbei sind von zentraler Bedeutung Entrainment (Kotz, Ravigani, & Fitch, 2018), also die Kopplung von externem (z.B. akustischen) Signal und kortikalen Oszillationen, sowie Synchronisation, also die Angleichung bzw. Gleichschaltung von Vorgängen (Myers et al. 2019). Zum Beispiel „schwingt“ das Gehirn rhythmisch, wenn wir zuhören – und zwar entsprechend dem Sprachrhythmus und der Sprachmelodie des Gegenübers (Henry & Obleser, 2012).
Inwiefern rhythmische Kontexte kognitive Prozesse der Sprachverarbeitung und des Lesens prägen, welche Rolle dabei bottom-up und top-down Prozessen zukommt, und, inwieweit sie perzeptive und prädiktive Vorgänge beeinflussen, soll beleuchtet werden. In diesem Seminar widmen wir uns dabei folgenden beiden Schwerpunkten:
- Welche Rolle spielen Melodie bzw.Tonalität für die Sprachverarbeitung?
- Welche Rolle spielen Rhythmussignale bzw. auf einem Zeitverlauf basierende Erwartungen für die Sprachverarbeitung?
- Welchen Einfluss hat musikalisches Training und Expertise sowie allgemein die Fähigkeit Rhythmus wahrzunehmen, auf das Lesen bzw. Lesen lernen?
- Werden Lesekompetenz- und performanz beim leisen Lesen davon geformt und wenn ja, inwiefern?
Außerdem diskutieren wir die 4 in diesem Kontext aktuell relevanten Theorien, namentlich die neural resonance theory (NRT) (Large, 2008; Large et al. 2015), die dynamic attending theory (DAT) (Jones & Boltz, 1989; Jones, 2018), den predictive coding Ansatz (Vuust & Witek, 2014) und die sensory-motor theory (Todd & Lee, 2015; Todd et al. 1999)
WICHTIGES
Die Seminarsprache ist Deutsch. Die im Seminar verwendete Literatur wird mehrheitlich in englischer Sprache sein: Entsprechende Sprachkenntnisse sind erforderlich.
Das Seminar ist geeignet für Studierende der Kognitionswissenschaft (B.A. Nebenfach; fachfremdes Modul Informatik), aber auch für Studierende der Master-Studiengänge Germanistische Linguistik oder Musikwissenschaft. Studierende anderer Fächer sind prinzipiell willkommen.
Die Leistungsanforderungen variieren je nach Abschluss, Fach und ECTS-Punkten. Als Studienleistung gelten die Präsentationsfolien des Referats, das Handout (Stimuli, Experimental Design, etc.) sowie eine darauf aufbauende schriftliche Hausarbeit.
Die erste Sitzung ist eine verpflichtende Vorbesprechung.
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PLANUNG
Zeit: Mittwochs 10:00 - 12:00 Uhr (c.t.), 1. Sitzungstermin 20. Oktober 2021
Hinweis: Präsenzveranstaltung, gemäß universitärer Corona-Verordnung (3-G-Regeln); bei Veränderung der
pandemischem Lage Umstellung auf Onlineformat möglich
Ort: Hermann-Herder-Str. 9, R 01 020a
VORBEREITUNG
- Achten Sie für einen Zeitraum von einer Woche bewusst auf Tonabfolgen sowie Rhythmen/Rhythmiken beim Sprechen und Lesen und machen Sie sich Notizen zu etwaigen Phänomenen.
- Literatur zur Vorbereitung und Kursmaterialien finden Sie demnächst auf ILIAS.
REFERENZEN
Daikoku, T. (2018). Neurophysiolgical markers of statistical learning in music and language: Hierarchy, entropy, and uncertainty. Brain Sciences, 8, 114.
Henry, M., & Obleser, J. (2012). Frequency modulation entrains slow neural oscillations and optimizes human listening behavior. Proceedings of the National Academy of Sciences 109, 20095–20100.
Hommel, B., Chapman, C. S., Cisek, P., Neyedli, H. F., Song, J. H., & Welsh, T. N. (2019). No one knows what attention is. Attention, Perception, & Psychophysics, 81(7), 2288-2303.
Jones, M. R., & Boltz, M. (1989). Dynamic attending and responses to time. Psychological review, 96(3), 459.
Jones, M. R. (2018). Time will tell: A theory of dynamic attending. Oxford University Press.
Kotz, S. A., Ravignani, A., & Fitch, W. T. (2018). The evolution of rhythm processing. Trends in Cognitive Sciences, 22(10), 896–910. https://doi.org/10.1016/j.tics.2018.08.002
Large, E. W. (2008). Resonating to musical rhythm: theory and experiment. In: Psychology of time (ed. S. Grondin), pp. 189-232. Kidlington, UK: Emerald Publishing Limited
Large, E. W., Herrera, J. A., & Velasco, M. J. (2015). Neural networks for beat perception in musical rhythm. Frontiers in systems neuroscience, 9, 159. doi:10.3389/fnsys.2015.00159
McAngus Todd, N. P., O'Boyle, D. J., & Lee, C. S. (1999). A sensory-motor theory of rhythm, time perception and beat induction. Journal of New Music Research, 28(1), 5-28.
Meyer, L., Sun, Y., & Martin, A. E. (2020). Synchronous, but not entrained: exogenous and endogenous cortical rhythms of speech and language processing. Language, Cognition and Neuroscience, 35(9), 1089-1099.
Sammler, D., & Elmer, S. (2020). Advances in the neurocognition of music and language. Brain Sciences, 10(509). doi:10.3390/brainsci10080509
Todd, N. P., & Lee, C. S. (2015). The sensory-motor theory of rhythm and beat induction 20 years on: a new synthesis and future perspectives. Frontiers in human neuroscience, 9, 444.
Vuust, P., & Witek, M. A. (2014). Rhythmic complexity and predictive coding: a novel approach to modeling rhythm and meter perception in music. Frontiers in psychology, 5, 1111.